Hätte Aristoteles gekocht, hätte er mehr geschrieben.
(Juana Ines de la Cruz)

Freitag, 17. Dezember 2010

Abnehmen macht krank




Tja, ich habe Übergewicht. So freundlich umschreibt das die Tabelle des «Body Mass Index». Ein BMI von 26,6 ist eindeutig Übergewicht, nicht so haarscharf dran vorbei, nein, sondern eine klare Ansage. Sechs Kilo, sagt der Rechner im Internet, müssten weg, damit ich auf einem BMI von unter 25, also Normalgewicht, kommen würde. Sechs Kilo, das ist ja gar nicht so viel, das würde ja wohl sogar im Bereich des Möglichen liegen. Wenn da nicht ein kleines, aber in diesem Fall sehr entscheidendes Problem wäre: Ich will gar nicht abnehmen.

Diätlos glücklich, unter diesem Titel hat der Münchner Ernährungswissenschafter Nicolai Worm einmal ein schönes Buch geschrieben. Abnehmen macht dick und krank, geniessen sei gesund, propagiert er in diesem Werk. Ich habe es nicht zu Ende gelesen, ich gebe es ja zu, denn allein schon der Titel hat mich überzeugt. Mehr auf jeden Fall als «Schlank im Schlaf» (wobei, das ist eine schöne Vorstellung), oder «Glyx-Diät. Das Kochbuch: 222 Rezepte zum Abnehmen mit Glücks-Gefühlen. Extra: Einsteiger-Power-Woche», oder die «Turbo Fettkiller Diät». Unglaubliche Dinge gibt es auf dem riesigen Diät-Markt, eine «Schoenenberger Saftfasten-Kur: Entschlacken und Abnehmen mit naturreinen Gemüse-, Obst- und Heilpflanzensäften» wird mir da empfohlen, oder «Die Bibel-Diät für Leib & Seele: Gesund fasten und abnehmen mit der Bibel» von Franziskus von Ritter-Groenesteynoder (wer sonst?), oder «Die neue F.-X.-Mayr-Kur: Schlank, gesund und schön durch Darmreinigung» - na, dann viel Vergnügen.

Ich könnte joggen gehen. Aber das ist so asozial, da sitze ich lieber am Tisch mit Kollegen und plaudere über dies oder auch das. Gern mit einem Bier vor mir. Oder anstatt zum Mittagessen in den Fitnessclub. Aber im Fitnessclub riecht es im Gegensatz zum Restaurant so komisch. Ja, natürlich könnte ich abends auch einfach ein Wässerchen trinken, anstatt Wein. Ich könnte auf den dritten Teller Brasato in der Barolo-Sauce mit dem selbst gemachten Kartoffelstock verzichten, und vielleicht nur ein Dessert bestellen. Oder nur eine Vorspeise. Aber ich will das nicht. Ich koche und  esse zu gerne, es erscheint mir weiterhin als ein Wunder, was gewisse Winzer aus Trauben erschaffen können, und abends, nach getaner Arbeit, zuerst einmal ein Bierchen, oder zwei, das ist für mich wahre Lebensqualität. Die sechs oder vielleicht auch zehn Kilo, die ich vom derzeitigen Schönheitsideal entfernt bin, die sind mir vollkommen egal.

Und rauchen tu ich auch noch. Und das gern.

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