Hätte Aristoteles gekocht, hätte er mehr geschrieben.
(Juana Ines de la Cruz)

Sonntag, 12. Dezember 2010

Giorgio Locatelli, Made in Italy - das Kochbuch




Wenn ich nur schon lese: «der beste italienische Koch», dann bin ich gleich mal sehr skeptisch. Und wenn ich dann auch noch sehe, dass der Herr Koch gut aussieht, dann gehöre ich auch zu jenen, die vielleicht ein bisschen vorschnell sind mit den Vorurteilen: der sieht vor allem gut aus, der ist fernsehtauglich - aber kann der Mann auch kochen? Und dann: dieser Italiener, der arbeitet nicht in Italien, sondern in der kulinarischen Hochburg England - gibt es eigentlich irgendetwas, was nicht gegen ihn spricht?

Die Rede ist hier von Giorgio Locatelli. Und von seinem Buch «Made in Italy», auf englisch erschienen bereits 2006, auf deutsch 2008 erstmals publiziert im Christian Verlag. Ein grobes Teil, grosses Format, über 600 Seiten, nicht grad das Ding, das man so überallhin mit sich trägt. Gekauft hätte ich es mir wohl nicht (Gründe: siehe oben), aber ich habe es kürzlich geschenkt bekommen (danke, Maja&Michel), und jetzt liegt es seit zwei Wochen bei mir auf der Toilette. Oh nein, das ist nicht despektierlich gemeint, das ist ein guter Ort bei mir, warm, gemütlich, da habe ich immer wieder fünf Minuten Zeit, ein paar Seiten zu lesen, zu blättern, zu schauen, was es so zu sehen gibt.

Und je länger und mehr ich blättere, desto besser gefällt mir der Herr Locatelli. Weil «Made in Italy» halt nicht einfach nur ein Kochbuch ist. Weil Giorgio halt nicht einfach nur Rezepte runterleiert, die eh niemand nachkochen will. Weil Locatelli zwar gut aussieht und «nur» in England Erfolg hat, aber - das spürt man bei der Lektüre, auf jeder Zeile, in jedem Bild - durch und durch Italiener ist, ein Wahnsinniger, der das Essen über alles liebt. Und der sehr viel zu erzählen hat, schöne Geschichten sind das, absolut lesenswert, wunderbare Anekdoten, liebenswürdige Kleinigkeiten. Und immer geht es um das Essen, wie man Tintenfische am besten zubereitet, was die Geheimnisse eines guten Risotto sind (diesem Thema werde ich mich noch ausführlicher widmen), wie man mit Olivenöl umgehen soll. Das alles kommt nicht furztrocken und mit dem erhobenen Zeigefinger, der vielen Kochbuch-Autoren eigen ist, sondern charmant, oft sogar witzig. Locatelli ist ein Suchender, und er lässt den Leser an seiner Suche nach den besten Produkten, den besten Zubereitungsarten, den besten Rezepten teilhaben. Und das macht sein Buch so einzigartig.

Natürlich hat auch Giorgio seine Schwächen, das Kapitel «Fleisch» ist eher peinlich, aber das wundert nicht weiter, Fleisch als Hauptspeise gehört definitiv nicht zu den Stärken der italienischen Küche. Manchmal ist er langwierig, kommt und kommt nicht zum Punkt, manche der Bilder sind einfach nur «l'art pour l'art», ein nicht unwesentlicher Teil der Rezepte ist für den Hobbykoch viel zu abgehoben, andere so einfach, dass sie nicht niedergeschrieben sein müssten. Doch das alles stört den guten Eindruck nicht, auf den über 600 Seiten findet der geneigte Leser und Koch mehr als genug Information und geistige Nahrung, das reicht alleweil für ein paar längere «Sitzungen».

Ich werde dann in der Folge noch einmal berichten. Nachdem ich wahllos den Finger auf ein paar Seiten gestreckt und die Rezepte auf diesen Seiten ausprobiert habe. Zwar koche ich nur selten nach Rezept, aber das ist jeweils ein guter Test, ob ein Kochbuch auch wirklich taugt.

Das Buch:
Giorgio Locatelli, Made in Italy - das Kochbuch, Christian Verlag, ca. 57 Franken (hey, das ist ein Sonderangebot, so viel Buch für so wenig Geld, das gibt es nur noch selten)

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