Hätte Aristoteles gekocht, hätte er mehr geschrieben.
(Juana Ines de la Cruz)

Sonntag, 5. Dezember 2010

Da haben wir den Salat




Es ist so eine Sache mit dem Salat. Ich liebe dieses Grünzeugs, ich esse eigentlich jeden Tag mindestens einmal Salat. Zumindest daheim. Denn ich bin da etwas heikel: ich mag meinen Salat am liebsten mit meiner eigenen Sauce. Und vor allem: Eigentlich mag ich nur Salat, den ich selber gerüstet habe. Ich bin da nämlich ein klein wenig pinggelig. Das Rüsten eines Salates muss ist für mich wie ein Ritual, hat schon fast etwas Spirituelles.

Als Salatier im Restaurant hätte ich keine Chance. Das liegt nicht an meinen Fingerfertigkeiten, sicher nicht. Aber ich bin etwas gar grosszügig. Beim Wegschneiden unerwünschter Teile. Wenn ich etwas hasse, dann sind das die dicken fetten Storzen beim Kopfsalat, das muss weg, die lasse ich nur bei den innersten Blättern stehen. Ich will auch keine dunkelgrünen, knorpeligen Blätter auf meinem Teller, hellgrüngelblich muss mein Kopfsalat sein. Und ganz frisch, knackig, am besten direkt aus dem Garten. Da stört es mich dann auch nicht, wenn ich zweimal waschen muss. Wobei, das muss ich selten, auch beim frischesten BioBio-Salat nicht, denn die strenge Vorauswahl geschieht bei mir schon mit dem Messer. Da bin ich kleinlich.

Kürzlich stand ich der Küche, Stress, alles musste gleichzeitig fertig werden. Da musste ich ausnahmsweise eine Kollegin bitten, dass sie sich um den Salat kümmert. Es wurde eine Katastrophe, es kam mir vor, als ob sie die feinen Teile weggeschmissen hat und nur das zähe Zeugs servierte. Und die Sauce, grauenhaft, eine fette Mayonnaise-Pampe, noch leicht angesüsst, mit der Konsistenz von abgestandenem Schlagrahm.

Im Restaurant geht es mir meist nicht besser. Am schlimmsten finde ich die so genannten Menu-Salate, die schon stundenlang unter einer Fertigsauce auf ihren Auftritt warten mussten. Und dann liegen sie da, die armen Salatblätter, am Rand schon leicht angebräunt, schlapp, erschlagen von einer fiesen, dicken Tunke, die ihnen jede Chance nimmt, so etwas wie eigenen Geschmack zu entwickeln. Es bleibt mir dann jeweils nur das Mitleid - und das Grauen.

Ich stehe auf Kopfsalat. Gurken mag ich auch, Kabis (der einzige Salat, der schon ein bisschen gelegen haben darf). Feine Tomaten, nur mit Zwiebeln, aber bitte, bitte ohne Mozzarella. Chicorée, weiss und noch lieber rot (mit einer stark essiglastigen Sauce ein Traum). Aber dann wird es schon schwierig. Rueblisalat, nein danke. Und Maissalat gehört verboten. Am schlimmsten ist aber der Eisberg. Der Eisberg-Salat ist der Junk-Food unter den Salaten. Allein schon deshalb, weil er sich so einfach rüsten lässt. Das macht mich misstrauisch.

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