Hätte Aristoteles gekocht, hätte er mehr geschrieben.
(Juana Ines de la Cruz)

Montag, 20. Dezember 2010

Unser täglich Brot




Kürzlich, in einem Berner Restaurant: Wir warteten schon ewig, bis wir endlich bestellen konnten, wir warteten noch einmal eine halbe Flasche Wein länger, bis endlich etwas Brot auf den Tisch kam. Und dann dies: Drei müde, dünne, dürre farblich an (...) mahnende, trockene Scheiben von etwas, das mehr an einen Müsliriegel erinnerte denn an etwas Esssenswertes, dargebracht mit dem Charme einer flackerenden Strassenlaterne in einem Industriequartier, das alles noch in der quadratischen, praktischen und in diesem Fall unguten Form, wie sie für die billigsten Brotbackmaschinen typisch ist. Hausgemacht, hiess es dann auch noch.

Oh, Graus!



Das Brot, es ist die wahre Visitenkarte eines jeden Gastgebers. Ein Restaurant, das seine Gäste schätzt, erkennt man an der Auswahl und Frische des Brotes; es muss ja nicht immer so sein wie bei Hans-Peter Hussong vom "Wiesengrund" in Uetikon am See, der mindestens ein halbes Dutzend selbstgebackene Brötchen auftischt. Aber so ein bisschen mehr Mühe könnten sich die Wirte und Köchinnen schon geben, so angetrocknetes Zeugs vom Mittag oder gar von gestern, oder so bitteres Körnlidings, das einem die Geschmacksnerven nachhaltig verdirbt, oder so lahme Lappen, die einen an einen feuchten Abwaschlumpen erinnern, da würde ich jeweils am liebsten den Löffel gleich wieder abgeben und das Tischtuch werfen. Es macht doch - auch wenn man daheim Gäste empfängt - so wenig Mühe, ein anständiges Brot aufzutischen, in den Supermärkten ist die Auswahl fantastisch, vielerorts gibt es nachmittags frische Produkte.



Einst, da habe ich eigentlich nur Weissbrot gegessen. So ein frisches Baguette, reichlich Butter, selbstgemachte Aprikosenconfitüre, so musste für mich ein gelungenes Frühstück aussehen. Überhaupt, Frankreich, Poujauran in Paris, das ist für mich ein Traum von einer Bäckerei. Oder ein Croissant (aber bitte nicht fetttriefend) zum Milchkaffee, oder ein Pain Paillasse (übrigens vom Schweizer Aimé Pouly erfunden) zu einer hausgemachten Terrine, fantastisch. Bei einem längeren Aufenthalt in Deutschland freundete ich mich aber auch mit dunkleren Sorten an; deutsches Brot, es muss einmal gesagt sein, ist ausgezeichnet, da können wir Schweizer noch einiges lernen, gerade wenn es um länger haltbare Produkte geht. Heute ist es für mich selbstverständlich, dass ich am Morgen zuerst einmal zum Bäcker eile. Oder, im Notfall, etwas aufbacke - der Duft von frischem Brot hebt die Laune, ein Tag, der so beginnt, kann gar nicht schlecht werden.

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