Hätte Aristoteles gekocht, hätte er mehr geschrieben.
(Juana Ines de la Cruz)

Dienstag, 21. Dezember 2010

Jost Auf der Maur, Geschmack der Liebe




Es ist ja immer etwas Besonderes, wenn man den Autor eines Buches persönlich kennt. Zwar ist es schon länger her, dass ich mit Jost Auf der Maur, einem der pointiertesten Schweizer Journalisten, zum letzten Mal um die Häuser gezogen bin, aber ich erinnere mich gerne an feine Gespräche und auch die eine und ganz sicher andere Flasche Wein, die wir einst zusammen getrunken haben. Und als ich dann kürzlich, bei meinem monatlichen Rundgang durch die Kochbuch-Abteilung in der Berner Buchhandlung Stauffacher, ein hübsches kleines Büchlein entdeckte, das der Jost geschrieben hat, da zückte ich natürlich sofort das Portemonnaie. Und schon 24 Stunden hatte ich es gelesen, den «Geschmack der Liebe - zwölf wahre Geschichten mit zwölf Rezepten» (erschienen im so wunderbar umtriebigen Zürcher Echtzeit-Verlag).

Auf der Maur, gesegnet mit viel Geist und Witz und Charme und einer schönen Sprachkultur, beschreibt, sehr offen, sehr fröhlich, zwölf Liebesgeschichten. Begegnungen mit Frauen, die ihm in seinem Leben etwas bedeutet haben (und noch bedeuten), manche kurz und intensiv, andere länger und intensiv. Aber es ist keine Nabelschau, wir blicken zwar auch so ein bisschen ins Schlafzimmer des Autoren, doch die nötige Distanz bleibt gewahrt - auch wenn wir vielleicht gerne mehr, Genaueres wüssten.

Weil nun Auf der Maur aber ein Geniesser ist, nicht nur in Sachen Weiblichkeit, sondern eben auch gerne isst und trinkt, findet er perfekt die Kurve hinaus aus dem Kabinett, hinein in die Küche. Er hatte mir früher oft erzählt, dass er ein ganz toller Koch sei, doch leider durfte ich es nie persönlich erfahren. Doch jetzt, nach der Lektüre von «Geschmack der Liebe», glaube ich ihm jedes Wort. Denn Auf der Maur, heute Reporter bei der «Schweizer Familie», würzt seine Liebesgeschichten mit Rezepten, die Freud und vor allem Hunger machen. Sicher, manchmal bleibt er ein bisschen zu sehr an der Oberfläche, etwa beim «Risotto Breno», da würde es schon noch mehr zu erzählen geben, oder bei den gebratenen Marroni. Doch dann gibt es auch wieder Gerichte, die scheinen unbedingt einen Versuch wert, die Cotriade zum Beispiel, eine Fischsuppe von der französischen Atlantikküste.

Sehr hübsch auch die teilweise ziemlich deftigen Illustrationen in diesem Buch, die Peter Gut gezeichnet hat. Sie passen bestens zu diesem Liebesgeschichten, die man auch Nachkochen kann.



Das Buch:
Jost Auf der Maur, Geschmack der Liebe - Zwölf wahre Geschichten mit zwölf Rezepten, Echtzeit Verlag, Zürich, 32 Franken

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