Hätte Aristoteles gekocht, hätte er mehr geschrieben.
(Juana Ines de la Cruz)

Mittwoch, 8. Dezember 2010

KE 902, Paris-Seoul - Bibimbap


Das Essen im Flieger. Ist ja immer so eine Sache. Die trockensten Sandwiches der Welt gibt es sicher bei Swiss. Was aber auch daran liegen könnte, dass sie dem Fluggast vom bezahlten Personal wahrlich zum Frass vorgeworfen werden, zumeist komplett charmefrei, als sei das Servieren eine Arbeit, die weit unter der Würde dieser Saftschubserin steht. Aber es kann auch sein, dass ich da etwas falsch verstanden habe, dass die Dämlein und Jüngels auf den Swiss-Flügen ja eigentlich die wahre Zierde der Reise sind, dass ich mich verneigen und bedanken müsste, nur schon in ihrer Nähe sein zu dürfen.

Doch jetzt geht es ja um Korean Air, den Flug von Paris CDG nach Seoul. Erfreulicherweise: Business Class. Allerdings: eine uralte 747, mit den gleichen miserablen Sitzen, die mich auch auf Langstreckenflügen der Swiss so grauenhaft nerven. Man kann als Pygmäe vielleicht einigermassen liegen, doch auch dann: warum, verdammtnochmal, muss es denn bergab gehen, warum sind die Füsse einen halben Meter tiefer als der Kopf? Am Platz liegt es nicht, die zehn Zentimeter zusätzlichen Raum, die hat es - es muss reine Schikane sein.

Zuerst: Wasser. Dann: noch mehr Wasser. Das ist elementar im Kampf gegen den Jetlag. Stumme Wesen in grauenhaften Uniformen servieren dann auf dem Korean-Air-Flug die anscheinend so schicke Reduktion eines Insalata Caprese, sprich: ein Stengel mit einer Cherry-Tomate, links und rechts ein Mozzarella-Bällchen (wahrscheinlich chemisch erzeugt, bei Novartis), ein düsteres Basilikum-Blatt, ein Sumpf von Pesto. Dann ein Ruccola-Salat (ohne Sauce), kalte, marinierte Shrimps auf einem halben Zwiebelring, unterlegt mit etwas, was durchaus hätte ein Heidelbeer-Joghurt sein können, sowohl von der Farbe her wie auch von der Konsistenz als auch noch vom Geruch; nein, danke.



Dann die auf Flügen nach Südkorea übliche Einstimmung auf kulinarischen Genüsse des Landes: Bibimbap. Das ist ein Teller mit einem angebratenen Klacks Hackfleisch in der Mitte, darum verteilt diverse marinierte Gemüse, die einen eher sauer, andere dafür ziemlich scharf. Darauf schüttet man dann eine Schale Reis, drückt aus einer Tube die klassische Chili-Paste - Gochujang - darauf, träufelt noch Sesam-Öl darüber; dann wird gemischt. Und genau das bedeutet Bibimbap anscheinend, die Bezeichnung kommt von «bapeul bibida», und das heisst dann: «Reis mischen».





Das Ergebnis ist, wie soll ich es beschreiben, ein lauwarmer Brei aus unterschiedlichsten Konsistenzen, Aromen, Geschmackssensationen, die eigentlich gar nicht zusammenpassen, die sämtlicher Logik des europäisch geschulten Gaumens zuwiderlaufen - und der doch gar nicht mal so schlecht schmeckt. 




Vor allem die Mischung aus Saurem und Scharfem ist spannend, das kennen wir sonst nicht. Als kulinarischen Höhenflug mag ich dies Bibimbap nicht bezeichnen, aber besser als ein trockenes Sandwich von Swiss ist es alleweil. Auch wenn Korean Air das gebratene Ei, das unbedingt zum Bibimbap gehört, auf unserem Flug irgendwo verloren hatte.


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