Hätte Aristoteles gekocht, hätte er mehr geschrieben.
(Juana Ines de la Cruz)

Sonntag, 26. Dezember 2010

Kommen wir zur Besinnung



Früher, einst, damals habe ich mit meinen Freunden Walter und Kaspar jeweils am 26.12. ein grobes Mahl zelebriert. Schon das Einkaufen war exzessiv, und dann kochten und (fr)assen wir von morgens um zehn bis nachts um irgendwann. Mindestens zehn Gänge, und von allem viel zu viel. Auch von den geistigen Getränken. Doch man wird ja vielleicht nicht klüger, aber immerhin älter, und als wir vor ein paar Jahren die dritte Hauptspeise nicht mehr schafften, wir früh am Nachmittag schon schwächelten, da wussten wir, dass es alles ein Ende hat und die Wurst sogar zwei.

Aber ich habe trefflichen Ersatz. Und weil meine Gattin schwedische Wurzeln hat, gibt es jetzt am 24. nicht mehr ein Gelage, sondern svenska julbordet. Da wird aber auch nicht gerade der Zurückhaltung gefrönt. Es beginnt jeweils in möglichst grosser und fröhlicher Runde schon am frühen Nachmittag, das eine oder andere Bierchen gehört dann schon dazu, und natürlich Akvavit, kleine Gläschen mit grosser Wirkung. Es wird viel und laut geredet, dauernd die Plätze getauscht. Das einzige, was mir bei diesem Fest nicht gefällt: Dass der schwedische Teil meiner Verwandt- und Bekanntschaft so sangesfreudig ist. Und dabei unglaublich ausdauernd.

Doch kommen wir endlich zum Wesentlichen. Svenska julbordet ist eine beinahe unendliche Abfolge von Köstlichkeiten - etwas, was man der schwedischen Küche ja nicht unbedingt zutrauen würde. Es beginnt mit kaltem Fisch, inlagd sill, löksill, matjessill, senapssill, sillsalad (eingelegter Hering in Varianten), lax, gravlax, laxpudding (Lachse, kalt und warm). Einer meiner Lieblinge, janssons frestelse, ein Kartoffelgratin mit Anchovis (allerdings süss-sauer mariniert), Zwiebeln, Rahm, Butter, Brösmeli. Keine Eier, sagt meine Schwiergermutter, ganz wichtig ist: keine Eier.

Wechseln wir zum Fleisch: leberpastej (das können Sie selber übersetzen), köttbullar (kennen Sie aus der Ikea, Fleischbällchen, aber wunderbar, nicht wie in Ikea), Revbensspjäll (spare ribs, im Ofen gebacken). Und schliesslich: julskinka. Das Sine-qua-non und der zentrale Punkt auf allen schwedischen Weihnachtstischen. Dieser Schinken darf unter keinen Umständen geräuchert sein, sondern aus dem Salz; wird aber vor dem Garen entsalzen. Am Schluss noch mit einer Paste aus Senf, Zucker und Brotkrümeln bestrichen und kurz in den heissen Ofen geschoben, um die Paste zu backen. Der Schinken muss gelingen und eine fette Schicht Fett haben, sonst ist Weihnachten im Eimer. Das sagt nicht meine Schwiegermutter, sondern mein Schwiegervater, und der hat immer Recht.



(mehr Bilder zu svenska julbordet gibt es hier)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen