Hätte Aristoteles gekocht, hätte er mehr geschrieben.
(Juana Ines de la Cruz)

Sonntag, 5. Dezember 2010

Mein liebstes – Bier




Der Schweizer, er bestellt zumeist «ein Bier»: Das ist so, als ob man im Restaurant einfach «ein Essen» bestellen würde. Es gibt so viele ausgezeichnete Biere, da ist es schade, wenn man nicht auf den eigenen Geschmack kommt, denn die Unterschiede sind so vielfältig wie beim Wein, und manch einen ausgesuchten Tropfen gilt es noch zu entdecken.

Einige Jahre ist es her, da wollte ich ein Buch, das wahre Kompendium zum Thema Bier schreiben. Leider erschien gleichzeitig das Standard-Werk «Bier» (Hallwag-Verlag, 2000) von Michael Jackson – nein, nicht der Sänger – in deutscher Übersetzung, und somit hatte sich das dann erübrigt. Immerhin gab es während der strengen «Recherche» einige nette, bierseelige Erlebnisse, ein «Lapin Kulta» in arktischer Nacht im finnischen Tornio direkt aus dem Lagertank zum Beispiel. Oder diverse Guinness, die in Irland auch schon zum zweiten Frühstück, bestehend aus einem Dutzend Austern, schmecken. Oder als ich 96 verschiedene Flaschen Bier aus US-Kleinbrauereien als Handgepäck auf den Flug von Atlanta nach Zürich ins Flugzeug mitnahm und die Saftschubserinnen von der, damals hiess sie noch Swissair, damit in arge Nöte brachte.

Von den Amerikanern mag ich das malzige «Anchor Steam» aus San Francisco am besten – was wohl damit zu tun hat, dass die Besichtigung der Brauerei mit dem einen oder anderen Bier zu viel endete. Ein kühles «Kingfisher» zu einem scharfen indischen Essen ist etwas Wunderbares, in Burma, heute Myanmar, sei das «Mandalay» (unbedingt in der kleinen Flasche, in der grossen wird das Bier zu schnell warm) empfohlen, und die mexikanische Küche schmeckt am besten mit einem heimischen Bier, aber nicht das dünne «Corona», eher ein «XX» (ausgesprochen: dos equis) oder ein sämiges «Bohemia».

Als liebstes Bier aus jener Zeit bleibt mir ein frisches «Pilsner Urquell», wieder direkt aus dem Lagertank gezapft, für immer auf dem Gaumen; jene tschechische Traditionsbrauerei war vor dem Fall der Mauer in Berlin und vor der Modernisierung eine der schönsten Tränken überhaupt, heute ist das leider nur noch Touristennepp.

In den letzten Jahren wuchs mir die frische Mass im so schönen Augustiner-Biergarten in München als Herz. Das Bier, manchmal etwas stark geschäumt, überzeugt mit seiner fruchtigen Herbheit – was es so richtig gut macht, ist aber die Umgebung, die Lindenbäume, die sich sanft in einem lauen Lüftchen wiegen, das Sitzen an den Stammtischen, und die urigen Bayern, denen zuzuhören eine Freude ist. Vielleicht ein Radi dazu, oder eine O'batzn, und das Leben ist eine Freud'. 

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