Hätte Aristoteles gekocht, hätte er mehr geschrieben.
(Juana Ines de la Cruz)

Freitag, 3. Dezember 2010

Café du Raisin, Begnins



21 Franken für das Mittagsmenu. Zuerst ein netter Salat mit einem Ei, halbiert, jeder Menge hausgemachter Mayonaisse. Dann ein wirklich ausgezeichnetes Filet vom Hirsch, perfekt auf den Punkt gebraten, etwas wenig, aber wunderbar kräftigem Jus, einer Art Rösti (allerdings von frischen Karoffeln), ein wenig Gemüse. Schliesslich noch eine kleine Tarte mit der Birne, ein Schluck Vanille-Sauce. Sehr anständige Portionen - hervorragend gekocht. Und eben: 21 Franken.



Es gibt sie noch, diese kleinen Wunder. Kein Wunder, ist das Cafè du Raisin im hübschen Dörfchen Begnins (ob Gland, zwischen Lausanne und Genf) bis auf den letzten Platz besetzt. Die Karte ist klein, es gibt zwei Tages-Menu, es gibt immer Filet de perche, und diese Eglifilet seien die besten weit und breit, sagt mein Gastgeber Giuseppe. Er erzählt auch, dass es hier immer voll ist, mittags und abends, und dass sie aus dem kulinarisch nicht gerade unterentwickelten Genf nach Begnins fahren, und dass auch einmal der Rolls-Royce Phantom von Ernesto Bertarelli vor der Tür steht. Und dass Phil Collins öfter hier sitzt. Die Wirtin, Marie-Jo, kümmert das nicht weiter, im ärgsten Trubel sitzt sie an einem kleinen Tischen und stempelt Rechnungen. Hat das Geschehen aber immer im Griff, bringt uns unaufgefordert noch einen zweiten Espresso, nachdem wir draussen eine Zigarette geraucht hatten. Auf der Rechnung stehen sie dann nicht.



Diese Rechnung: 82.40 Franken. Die zwei Tages-Menu, je ein Glas vom weissen Hauswein, eine halbe Flasche von einem ausgezeichneten einheimischen Pinot Noir, Le Satyre von Noé und Noémie Graff. Die haben grad beim «Grand Prix du Vin Suisse 2010» mit eben diesem Tropfen den ersten Rang geschafft bei den Pinot Noir. Ausgezeichnetes Fläschchen.



Guide Michelin: Fehlanzeige. Dabei sind die Franzosen doch noch gut mit solchen Kleinoden draussen auf dem Lande. GaultMillau, auch nix. Aber es gibt im Café du Raisin halt auch keine gedämpften Rochen-Ohren oder Schäumchen von Gummibaumstengeln oder Charolais-Carpaccio-Capuccino. Sondern «nur» gutes Essen, einfach, handwerklich sehr gut gemacht, mit sehr anständigen Grund-Produkten. So soll es doch eigentlich sein.



Café du Raisin
Grand' Rue 26
1268 Begnins
Tel. 022/366 16 18
kein Web-Site - aber Reservation dringend empfohlen.

Kommt mir grad in den Sinn: ich weiss noch so ein geniales Haus. Nirgends bewertet, und doch ganz hervorragend.

Le Belvédère
Chemin-Dessous
1927 Chemin
027/723 14 00
www.lebelvedere.ch






1 Kommentar:

  1. Sehr gute geschriebener Text! Sie haben wirklich recht, das Café du raisin ist ein Geheimtipp an der La Cote. Hier fühlen sich Fischer und Landwirten genau so wohl wie Manager und CEO's der umliegenden Konzernen. Hier gibts keine SchiSchi Küche sondern Bodenständiges mit ausgezeichneten Zutaten. Keine Schäumchen und Träumchen sondern die besten (ich habe einige Restaurants getestet!) Filets de perche vom Lac Léman! Ein Hoch auf dieses Restaurant!

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